Faserreiche Kost nicht immer gesund

Eine faserreiche Kost mindert nicht zwangsläufig das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Vielmehr kann sie solche Tumoren sogar begünstigen. Auf diese Gefahr hat jetzt Robert Goodlad vom Imperial Cancer Research Fund/London in der britischen Medizinzeitschrift   „Gut" (Bd. 48, S. 587) hingewiesen. Anfang der siebziger Jahre war dem englischen Missionsarzt Denis Burkitt aufgefallen, daß Dickdarmkrebs bei der Landbevölkerung Afrikas viel seltener vorkommt als in westlichen Ländern. Erklärt wurde das mit einer schützenden Wirkung von Lebensmitteln, die von Natur aus reich an Ballaststoffen sind. Nach Ansicht von Goodlad könnte der günstige Einfluß aber weniger auf die Fasern selbst zurückzuführen sein als auf den ausgewogenen Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen in solchen Nahrungsmitteln. Man müsse die komplexe Wirkung einzelner Ballaststoffe auf den Darm genauer untersuchen. Schließlich seien schon rund 40 verschiedene Mechanismen bekannt. Sogar widerstandsfähige Substanzen wie Zellulose würden von der Darmflora abgebaut. Die Produkte dieser Fermentation könnten die Zellteilung anregen - ein möglicher Risikofaktor für die Entstehung von Krebs. Für besonders bedenklich hält es der Wissenschaftler, einen geringen Fasergehalt in der täglichen Nahrung durch Zusätze ausgleichen zu wollen. Faserreiche Kost sei nach wie vor zu empfehlen, aber nur, wenn die Fasern von den Lebensmitteln selbst stammten. Früchte und Gemüse hält Goodlad dabei für geeigneter als Getreide.

Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2001

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