Per Mausklick zum Bauernhof

Für Jan Körner und Tina Höhle ist es das Traumhaus: ein denkmalgeschützter Drei-Seiten-Fachwerkhof aus dem 18. Jahrhundert, idyllisch gelegen in einem kleinen sächsischen Dörfchen im Muldental. Lange hat das Paar aus Norddeutschland nach solch einer Bleibe gesucht - bis sie vergangenes Jahr fündig geworden sind:

Den Hof haben wir über die ländliche Gebäudebörse im Internet gefunden, wo verschiedene Gebäude mit ihren Steckbriefen vorgestellt werden und Ansichten gezeigt werden von allen Seiten. Wir haben uns eben die Adresse rausgezogen und sind mal vorbei gefahren - es war halt Liebe auf den ersten Blick.

Ein dreiviertel Jahr später haben sie den Kaufvertrag unterschrieben. Für die ehemalige Besitzerin Angelika Unger war der Verkauf kein leichter Schritt. Immerhin war der Hof seit fast 100 Jahren in Familienbesitz und ihr Elternhaus.

Meine Mutti war damals 72 Jahre, alleinstehend, Vati war schon gestorben, und wir vier Kinder sind leider alle auswärtig verheiratet, so dass sie ganz allein in dem großen Hof war und das war dann gesundheitlich nicht mehr tragbar für sie.

Eine typische Geschichte für die Ländliche Gebäudebörse. Mehr als 300 Objekte aus ganz Deutschland von der Scheune bis zum Bauernhaus finden sich unter der Internetadresse http://www.gebaeudeboerse.de. Betreiber ist das Förderwerk Land- und Forstwirtschaft Sachsen e.V. Anders als bei einem Immobilien-Makler ist dieses Angebot für verkaufswillige Eigentümer bis auf eine Bearbeitungsgebühr kostenfrei. Förderwerk-Geschäftsführer Andreas Oelsner:

Der Unterschied ist ganz einfach der, dass wir den Kontakt herstellen zwischen dem, der das Gebäude hat und es in die Gebäudebörse eingibt und dem Interessenten, der ganz einfach Interesse hat, das Gebäude zu erwerben. Was sich dann zwischen dem Interessenten und dem Anbieter abspielt, das ist dann Sache zwischen den beiden. Also es ist ganz einfach der Marktplatz im Internet, wo wir einzelne zusammenführen.

Auch beim Verkauf des Fachwerkhofes von Familie Unger war dies so. Bei einem Vor-Ort-Termin hat eine Mitarbeiterin der Gebäudebörse zunächst die Daten zum Hof aufgenommen, Fotos gemacht und diese Informationen dann ins Internet gestellt. Pro Monat, in dem das Gebäude in der Internet-Börse angeboten wird, kostet dies rund zwölf Euro. Das ihr elterlicher Hof so schnell neue Besitzer gefunden hat, darüber ist Angelika Unger sichtlich erleichtert.

Es ist zu schade, dass er verfällt oder dass er lange leer steht, deshalb haben wir uns sehr intensiv bemüht, das wieder jemand hier wohnt, das ist ganz wichtig. Wir haben es auch mit Maklern probiert, aber wie er schon sagt - Liebe auf den ersten Blick und nicht nur vom Mann, sondern vor allem von der Frau. Das ist ganz wichtig, wir haben auch andere Interessenten gehabt, aber gleich immer das erste war, dass die Frau sagte, um Himmels Willen, dieses große Haus und da ist das nichts geworden.

Jetzt wollen Jan Körner und seine Lebensgefährtin den Drei-Seiten-Hof von Grund auf sanieren: Ein Grundstück von etwa 5000 m² mit Wohnhaus, Stallungen und Scheune: Doch Dank ihres Berufes dürfte ihnen das nicht allzu schwer fallen: Der 27jährige ist Zimmerer, sie Tischlerin. Mit der Instandsetzung des Hofes handeln sie ganz im Sinne der Gebäudebörse. Denn mit der Nutzung der leerstehenden Häuser soll wieder mehr Leben in den ländlichen Raum kommen und wertvolle Bausubstanz erhalten bleiben. Andreas Oelsner:

Wenn ich ein altes Bauernhaus habe, dann ist das bestimmt besser im ländlichen Raum und sieht vielleicht besser aus im Gesamtensemble eines Dorfes, als wenn ich dort einen Neubau hinsetze. Das ist auch das, was wir wollen, die ganze ländliche Struktur mit erhalten zu helfen.

von Viola Leipold

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