Herkunftsnachweis durch DNA-Analyse

Fälschungssichere Fleischkennzeichnung durch genetischen Fingerabdruck

kpk. FRANKFURT, 3. Januar. Anders als bisher muss eine allgemeine Pflichtkennzeichnung der Herkunft von Rindfleisch nicht daran scheitern, dass sie zu teuer und nicht fälschungssicher genug ist. Möglich wird ein solcher Herkunftsnachweis durch eine DNA-Analyse, durch einen "genetischen Fingerabdruck". Man entnimmt dem Tier beim Setzen der Ohrmarke eine Gewebeprobe und lagert diese in einer Gewebedatenbank ein. Aus der Gewebeprobe ermittelt man die genetische Information über das Tier und kann sie, später im Kontrollfall mit der genetischen Information aus der Gewebeprobe des zu überprüfenden Fleischstückes vergleichen. Im Unterschied zu bisherigen Kontrollverfahren besteht die Fälschungssicherheit darin, dass die DNA-Information vom Tier oder vom späteren Fleisch nicht getrennt werden kann, wie dies spätestens im Schlachthof mit den Ohrmarken oder elektronischen Transpondern geschieht. Damit lässt sich die Herkunft auch dann nachweisen, wenn das Tier geschlachtet und zerteilt ist, auf jeder Handels- und Verarbeitungsstufe. Weil man die DNA nur schwer zerstören kann, kann man einen genetischen Fingerabdruck auch von verarbeitetem Fleisch nehmen.

Die starke Verbilligung dieses DNA-Kontrollverfahrens wird dadurch möglich, dass man es stark automatisiert, dass es sich einfach und fehlerfrei bedienen lässt und dass man für eine ausgefeilte Logistik sorgt: mit Probenentnahmegeräten, Datentransfersystemen, Datenbanken, Lagersystemen. Entwickelt hat ein solches System das noch junge und kleine Unternehmen Biopsytee GmbH in Berlin. Nach Auskunft von Geschäftsführer Arno Heuermann gibt es zwar schon viele Unternehmen, die DNA-Untersuchungen anbieten, aber sie seien mit rund 50 DM je Analyse noch viel zu teuer. Die Biopsytec will die Automatisierung und Logistik des Herkunftsnachweises durch genetischen Fingerabdruck (in Zusammenarbeit mit DNA- Analytikunternehmen) so "revolutionieren", dass dies in drei bis vier Jahren einschließlich der Ohrmarken nur noch rund 1 Euro je Tier kostet und dass damit der flächendeckende Einsatz in der Landwirtschaft finanzierbar wird.

Einen Anfang hat das, Unternehmen in Luxemburg gemacht. Dort hat es für den Herdbuchverband des Landes eine technische und logistische Lösung entwickelt und in die Praxis umgesetzt, um den luxemburgischen Rinder- und Schweinebestand vollständig zu erfassen und zu überwachen. Jedes in Luxemburg geborene oder gemästete Tier (später auch Schafe und Ziegen) werde seit Anfang 1999 anhand einer kleinen Gewebeprobe in der Biopsytec-Gewebedatenbank registriert. Damit könne man jegliche Manipulation in der Fleischverarbeitung "spielend leicht" aufdecken.

Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04. Januar 00

[Übersicht] [Startseite]