Immer mehr Bio-Landwirtschaft in Frankreich

Die meisten Bio-Produkte werden in Supermärkten verkauft / 5500 Verarbeitungsbetriebe

re. FRANKFURT, 27. Januar. Die biologische Landwirtschaft genießt wachsende Bedeutung in Europa. Wie aus der landwirtschaftlichen Erhebung 2000 für Frankreich hervorgeht, belief sich die in Frankreich für den biologischen Anbau genutzte Fläche in diesem Jahr auf 1,12 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes. Der europäische Mittelwert wird mit 2,6 Prozent angegeben. Auf Europa bezogen, kam Frankreich mit 9 Prozent Anteil an der gesamten biologischen Landnutzung hinter Italien, Deutschland, Spanien und Großbritannien auf den fünften Platz. Frankreich gehört allerdings zu den Vorreitern der biologischen Landwirtschaft und verfügte beispielsweise im Jahr 1985 über rund 45 Prozent der entsprechenden Landnutzung, als andere europäische Länder noch längst nicht soweit waren.

Aus der Erhebung geht weiter hervor, daß es im Jahr 2000 mehr als 7000 Betriebe mit biologischen Landwirtschaftstechniken gab, die über eine Gesamtfläche von 200 000 Hektar verfügten. Hinzu kamen 1700 Betriebe, die von konventioneller auf biologische Landwirtschaft umstellten und 150 000 Hektar nutzten. Die biologisch bearbeiteten Landflächen stiegen im Jahre 2000 um 10 Prozent im Vergleich zu 1999, und dies nach vier Jahren sehr starker Steigerung; 1999 wurde ein Wachstum um 44 Prozent registriert.

Nach derselben Untersuchung nutzte ein Bio-Betrieb durchschnittlich eine Fläche von 47 Hektar, während es bei konventionellen Landwirtschaftsbetrieben nur 42 Hektar waren. Die biologische Landwirtschaft entwickelte sich im Pflanzenanbau und dehnte sich später auch auf die Viehzucht aus. Anbaukulturen wie Viehfutter, Getreide und proteinhaltige Ölfrüchte sind bezüglich der angebauten Fläche die wichtigsten Bio-Kulturen.

Die Produktion stieg in den vergangenen Jahren ständig an. Die spektakulärsten Steigerungen sind bei Rindfleisch zu beobachten. Hier wurden die Herden im Vergleich zum Jahre 1995 vervierfacht. Dieses Phänomen ist sicherlich direkt auf die BSE-Krise zurückzuführen. Die in der biologischen Landwirtschaft führenden Regionen Frankreichs sind die Bretagne und die fünf südfranzösischen Regionen Midi-Pyrénées, Languedoc-Roussillon, Provence Alpes, Côte-d'Azur und Rhône-Alpes. Die Erzeugnisarten sind auf dieselben Gebiete wie in der konventionellen Landwirtschaft konzentriert. Schweinezucht nach biologischen Methoden ist daher eine Stärke der Bretagne, während Bio-Obst in der Region Rhône-Alpes und Südwestfrankreich angebaut wird.

In Frankreich findet man daher auch auf bestimmte Erzeuger-Verarbeiter-Ketten ausgerichtete Strukturen. Unter ihnen ist die Getreide-Wirtschaft am erfolgreichsten, ihr folgen die Komplexe Anbau von Baumobst, Kräuterzucht, Weinbau, Rinderzucht und Milchwirtschaft sowie schließlich die Geflügelzucht. Eine kürzlich gegründete nationale Behörde, die das französische Landwirtschaftsministerium, die Landwirtschaftskammer, Erzeuger und Weiterverarbeiter vereint, ist für Fragen zum biologischen Anbau zuständig.

Auch in der Weiterverarbeitung sind aufsehenerregende Entwicklungen zu beobachten. Im Jahr 2000 gab es in Frankreich 5500 Verarbeiter von Bio-Produkten und damit 800 mehr als im Jahr 1999 beziehungsweise 1300 mehr als 1998. Zwei Drittel stammen aus dem Obst- oder Gemüseanbau, das andere Drittel entfällt auf Milcherzeugnisse sowie Fleisch- und Wurstwaren. Etwa 42 Prozent der Erzeugnisse werden in Frankreich in Supermärkten verkauft, etwa 28 Prozent in Fachgeschäften und der Rest jeweils etwa zur Hälfte auf Märkten und in Bäckereien. Erzeugnisse aus biologischem Anbau werden durch ein offizielles Garantie-Siegel gekennzeichnet; in Frankreich steht die Marke AB für "agriculture biologique", also biologisch erzeugte Landwirtschaftsgüter.

Das Hauptereignis der Branche im Jahr 2002 wird eine verstärkte Präsenz auf der Fachmesse Biofach in Nürnberg (14. bis 17. Februar) sein. 30 französische Aussteller werden sich in Halle 1 auf dem französischen Gemeinschaftsstand 354 bis 550 präsentieren.

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Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28.01.2002

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