Schwieriger Klimaschutz durch Aufforstungen

Die Bedeutung von Wäldern im Klimaschutz wird durch zwei weitere Studien Frage gestellt. Richard Betts vom Hadly Centre in Bracknell / Großbritannien ausgerechnet, wie sich die Energiebilanz der Atmosphäre ändert, wenn man zur "Neutralisation" von Kohlendioxyd große Flächen aufforstet. Betts zufolge verändern die Bäume im Winter ganz beträchtlich die Rückstrahlung von Sonnenlicht, die sogenannte Albedo, weil schneebedeckte Bäume dunkler sind und somit mehr Energie absorbieren als eine von Schnee bedeckte Agrarlandschaft. Die Folge ist das Gegenteil des Erwünschten, nämlich eine weitere Erwärmung in einigen Gebieten wie Sibrien und Kanada könnte der Erwärmungseffekt die durch die Kohlenstoffaufnahme der Wälder angestrebte Abkühlung deutlich übersteigen. Wie unsinnig es ist, die Veränderungen des Kohlenstoffhaushaltes auf der Erde in die sogenannten nationalen Klimabilanzen einzubeziehen, zeigen auch andere Ergebnisse von Forschern des Hadley Centres. Ihre Computermodelle hat ergeben, daß sich bei einer steten Klimaerwärmung die als Kohlenstoffspeicher genutzten Wälder schon Mitte des Jahrhunderts zu einer Kohlenstoffquelle wandeln Durch Austrocknung der Vegetation und stärkere Abbauprozesse im Boden würden gewaltige Mengen an Kohlendioxyd wieder feigesetzt, die man zuvor durch Aufforstungsmaßnahmen langfristig binden wollte.

Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.11.00

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