Transgener Mais-Pollen doch harmlos für Falter?

Der Pollen von gentechnisch verändertem Mais, der das Toxin von Bacillus thuringiensis als Schädlingsvernichtungsmittel enthält, ist für nützliche Insekten möglicherweise weniger gefährlich als gedacht. Diesen Schluss legen zumindest Untersuchungen nahe, die Insektenforscher der University of Illinois in Urbana vorgenommen haben. Vor einigen Monaten hatten Experimente amerikanischer Wissenschaftler für Aufregung gesorgt, die - unter allerdings unrealistischen Bedingungen im Labor - nachgewesen haben, dass der Pollen des gentechnisch veränderten Maises den in Nordamerika verbreiteten und unter Naturschutz stehenden Monarchfalter schädigt. Die Tiere nehmen die Pollenkörner zusammen mit der Nahrung auf. Die Veröffentlichung führte seinerzeit dazu, dass unter anderem in Deutschland die Sortenzulassung einer transgenen Maissorte durch die Bundesgesundheitsministerin verhindert wurde. Den Forschern um C.L. Wraight aus Illinois zufolge wird die Gefährlichkeit des Bacillentoxins in den Pollen stark überschätzt. Sie haben Raupen einer Schwalbenschwanzart, Papilio polyxenes, in unmittelbarerer Nähe entsprechender Maisfelder aufwachsen lassen. Obwohl die Tiere zum Teil hohen Konzentrationen an gifthaltigen Pollen ausgesetzt waren, wurden sie offensichtlich nicht geschädigt. Zwar entwickelten sich nur wenige Raupen zu Schmetterlingen. Wie die Wissenschaftler in der Vorabausgabe der "Proceedings" der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften berichten, fielen die meisten Tiere aber nicht dem Bacillusgift zum Opfer, sondern ihren Fressfeinden, meist räuberischen Käfern und Vögeln. Auch bei den anschließenden Experimenten im Labor, in denen die Raupen einer bis zu vierzigmal höheren Pollenkonzentration als am Feldrand ausgesetzt waren, wurden die Tiere nicht offenbar beeinträchtigt. Weder ihre Sterblichkeit noch ihr Wachstum veränderten sich.

Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Juni 00

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