mas. BERLIN, 9. Januar. Das Umweltbundesamt hält eine Förderung des Einsatzes von Rapsöl weder aus ökologischen noch aus ökonomischen Gründen für geboten. Es hat den Einsatz von Rapsmethylester (RME) im Vergleich zum herkömmlichen Dieselkraftstoff untersucht. Bei ihrer aktuellen Bewertung stützt sich die Behörde auf zwei neue Gutachten. Das lfeu-Institut Heidelberg hat die Umweltbilanz des nachwachsenden Rohstoffs analysiert. Parallel dazu hat der Lehrstuhl für Finanzwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Bundesamts die ökonomischen Folgen untersucht. Nach Ansicht der Umweltbehörde bestätigen die Ergebnisse eine frühere Untersuchung von 1993. Der zentrale Satz in ihrer aktuellen Gesamtbewertung lautet: "Aus Sicht des Umweltschutzes und aus ökonomischen Gründen, ist eine Förderung des Einsatzes von Rapsöl und RME im Kraftstoffbereich auch weiterhin nicht zu befürworten."
Der Einsatz von Rapsöl und RME als Kraftstoff wird mit klimapolitischen Erwägungen begründet. So würden fossile Energieträger geschont und der Ausstoß zusätzlicher Treibhausgase vermieden. Das lfeu-Institut weist auf das geringe Potential des Raps als Ersatzbrennstoff hin. Einem Inlandsabsatz an Mineralölprodukten von 132 Millionen Tonnen stehe ein Verbrauch von 70 000 Tonnen RME gegenüber. Der Rapsanbau könne auch nicht mehr wesentlich gesteigert werden, da das anfallende Rapsschrot durch das Blair-House-Abkommen beschränkt wer de. Gleichzeitig werde durch den Raps das Grundwasser und der Boden stärker belastet. Zudem trügen Rapsöl und RME zum stratosphärischen Ozonabbau bei. "Anhand der vorgelegten Daten des lfeu-Gutachtens kann aus Sicht des Umweltbundesamtes der Einsatz von RME als Dieselersatzstoff unter dem Gesichtspunkt des Umwelt- und Gesundheitsschutzes nicht begründet werden", heißt es.
Die Studie der Ruhr-Universität zeigt zugleich, dass der Anbau von Raps und seine Weiterverarbeitung zu RME langfristig nicht wettbewerbsfähig ist. Ohne Abgaben koste ein Liter Dieselkraftstoff an der Tankstelle rund 44 Pfennig. Für Rapsöl oder Rapsmethylester ergäben sich knapp 68 bis 95 Pfennig. Gleichzeitig sei die Energiebilanz beim Einsatz von Rapsöl als Treibstoff negativ. "Damit führt die Rapsölvariante nicht etwa zur Schonung, sondern im Gegenteil zur Verschwendung von nicht regenerierbaren Energieträgern." Der wichtigste volkswirtschaftliche Nutzen liege in der Möglichkeit, Kohlendioxyd-Emissionen zu mindern. Doch dafür gebe es kostengünstigere Alternativen.
Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09. Januar 00
[Übersicht] [Startseite]