QS Prüfzeichen jetztformell auf den Weg gebracht

LZ|NET/ho. Mit den Unterschriften unter den Gesellschaftervertrag ist die Gründung der "QS - Qualität und Sicherheit GmbH" am Samstag vergangener Woche auf der Anuga in Köln offiziell vollzogen worden.

Im Beisein von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast unterzeichneten die Repräsentanten aller an der Erzeugung und Vermarktung von Fleisch und Fleischwaren beteiligten Stufen, von der Futtermittelwirtschaft über Landwirtschaft und Schlachtunternehmen bis hin zu Verarbeitern und Handel sowie der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) den Vertrag, über dessen Inhalte noch kurz zuvor kontrovers diskutiert worden war.

Künast sagte bei dem Festakt, nicht einmal ein Jahr nach Auftreten des ersten Falles der bovinen spongiformen Enzephalopathie (BSE) in Deutschland sei es gelungen, alle Beteiligten unter ein Dach zu bringen.

Um diese wegweisende Solidarität werde Deutschland schon heute in der Europäischen Union beneidet. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, zeigte sich überzeugt davon, dass die in Deutschland überwiegend kleinen und mittelständischen landwirtschaftlichen Betriebe das neue Qualitätssicherungssystem annehmen und anwenden werden.

Künast begrüßt Einigung
 
Ministerin Künast begrüßte, dass die Einigung der Beteiligten Positionen beträfen, die erfreuliche Auswirkungen auf den Verbraucher- und den Umweltschutz, aber auch auf die finanzielle Absicherung aller Partner habe.

Über den gesetzlichen Rahmen hinaus gehe das QS-Prüfzeichen beim obligatorischen Einsatz von Vertragstierärzten sowie beim völligen Verzicht auf antibiotische Leistungsförderer in der Tiermast. "Wenn Ihnen in ein paar Jahren jemand vorrechnet, wie viele tausend Tonnen Antibiotika pro Jahr eingespart werden, dann erinnern Sie sich an diese Anuga", sagte Künast.

Während wichtige Punkte, wie etwa die Tiertransportzeiten oder der Verzicht auf genveränderte Futtermittel zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden müssten, sei jetzt erst einmal die in der Grundstimmung erzielte Übereinstimmung wichtig; sie führe zu einem schlüssigen Konzept.

Entscheidend sei für sie auch, so die Ministerin, dass am Ende der Staat die Kontrolle über die Kontrolle übernehme. Insgesamt gesehen könne man somit im Blick auf das neue QS-Prüfzeichen zuversichtlich sein.

Als Vertreter der Fleischwarenindustrie sagte Dr. Wolfgang Ingold, die Branche habe bereits seit Jahren die Notwendigkeit eines sicheren Rohstoffes gefordert und immer wieder angemahnt. Mit der Gründung der neuen Gesellschaft sei ein großer Schritt in Richtung Sicherheit und Transparenz in der Erzeugung getan worden.

QS-Zeichen ist einzigartig

DBV-Präsident Sonnleitner hob hervor, dass das QS-Prüfzeichen in Deutschland und Europa eine absolute Einmaligkeit sei. Die Wirtschaft nehme sich in der gesamten Lebensmittelkette in die Pflicht, wobei sich die einzelnen Stufen zu ihrer besonderen Verantwortung, aber auch zur engen Zusammenarbeit sowie gleichberechtigten Partnerschaft bekennen würden.

Unter dem Strich gesehen hätten alle aus der BSE-Krise gelernt und ein rundes Angebot für die Verbraucher geschaffen. Der Prüfzeichen-Erfolg zeige aber auch, dass der Staat nicht alles und schon gar nicht nicht alles besser könne.

Das neue System rechtfertige nachhaltig die Feststellung, dass die Nahrungsmittel aus der deutschen Landwirtschaft bei den Verbrauchern einen großen Vertrauensvorsprung hätten. Abschließend machte Sonnleitner machte aber auch deutlich, dass die deutschen Bauern jetzt erwarteten, dass sich die freiwillige Initiative am Ende für sie und alle bezahlt mache.

Einigung war schwierig

Der Vizepräsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) und Vorstandsvorsitzende der Westfleisch eG, Gerhard Meloh, machte keinen Hehl daraus, dass die Diskussionen und Abstimmungen im Vorfeld der Gründung der "QS-Qualität und Sicherheit GmbH" schwieriger und langwieriger als von allen Beteiligten erwartet gewesen seien.

Um so erfreulicher, aber auch drängender und notwendiger sei daher die Gründung der neuen Gesellschaft. Aus der Sicht der vom DRV vertretenen, in der Futtermittel- und Fleischwirtschaft tätigen genossenschaftlichen Unternehmen sei die Einigung der Beteiligten und die Gründung der Gesellschaft zu begrüßen.

Sein Verband erhoffe sich von dem neuen Konzept bessere Rahmenbedingungen für ein effektives Zusammenwirken der Produktions- und Vermarktungsstufen, eine verbesserte Produktsicherheit, ferner Transparenz nicht nur für bestimmte Marktsegmente sowie mehr Verbraucherschutz und -vertrauen.

Eine weitere Zielvorstellung sei ein fester Platz für qualitäts- und sicherheitsorientierte Produkte in den Fleischtheken des Lebensmittelhandels.

Da die Genossenschaften nach Darstellung von Meloh auch in der Vermarktung von bisher nicht einbezogenen Produkten tätig sind, sei die mittelfristig ins Auge gefasste Erweiterung des Tätigkeitsbereiches der Gesellschaft ein besonderer Punkt. Die Unternehmen der Sparten Milch sowie Obst und Gemüse verfolgten daher die Entwicklung mit besonderem Interesse, sagte der DRV-Vizepräsident.
 
Prüfkriterien sind wichtig
 
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), Wendelin Ruf, wies in Köln darauf hin, dass mit dem neuen Konzept die Weichen für eine glaubwürdige Qualitätssicherung vom Feld bis zur Ladentheke gestellt seien. Ruf hob hervor, Grundlage des QS-Prüfzeichens seien gemeinsam abgestimmte Prüfkriterien, die über dem gesetzlichen Stand lägen und kontinuierlich neuen Erfordernissen angepasst würden.

Auch Dr. Klaus-Dieter Baehrfeld vom Verband der Fleischwirtschaft betonte, eine wesentliche Aufgabe der neuen Gesellschaft liege in der Weiterentwicklung der Qualitätskriterien, die an die Verbrauchererwartungen und die Belange des Tier- und Umweltschutzes anzupassen seien.

Kernpunkte des stufenübergreifenden Systems sind nach Rufs Angaben die gesicherte Herkunft mit eindeutiger Rückverfolgbarkeit, die Vorgabe und regelmäßige Kontrolle der Einhaltung strenger Standards auf allen Stufen des Produktionsprozesses und die neutrale Überwachung aller Stufen vom Landwirt bis zum Handel durch unabhängige Prüfinstitute.

Darüber hinaus seien alle Hersteller aus anderen EU-Staaten und Drittländern in das Kontrollsystem einbezogen. Finanziert werde das System aus Beiträgen der beteiligten Unternehmen, während die CMA als Zeichengeber das QS-Prüfzeichen kommuniziere.

Im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung hatte DBV-Präsident Sonnleitner um Unterstützung für das Qualitätssicherungssystem geworben, mit dem auf dem Fleischsektor der Anfang gemacht werden soll. Vor Agrarjournalisten wies Sonnleitner darauf hin, dass sich die deutschen Erzeuger im Hinblick auf Qualitätssicherung gegenüber der Konkurrenz aus Dänemark und Holland im Hintertreffen befänden.

Dem Deutschen Bauernverband sei es darum gegangen, durch die Beteiligung der Landwirtschaft das Qualitätssicherungssystem mitzugestalten und zu verhindern, dass Handel und Politik die Vorgaben diktierten. Sonnleitner erwähnte in diesem Zusammenhang den extremen Druck aus dem Einzelhandel.
 
Pendant zum Ökosiegel
 
Im Übrigen gehe es darum, ein Pendant zum neuen Ökosiegel zu schaffen. Ziel der Gesellschaft sei es, über alle Stufen der Produktionskette eine transparente Qualitätssicherung aufzubauen, zu dokumentieren, zu kontrollieren und durch die CMA dem Verbraucher über ein gemeinsames Zeichen zu vermitteln.

Beginnend mit Fleisch und Fleischwaren könnten nach erfolgreicher Umsetzung künftig weitere Produktbereiche eingegliedert werden. Grundlage des QS-Systems sei ein gemeinsamer Prüfkriterienkatalog, der kontinuierlich neuen Erfordernissen angepasst werden solle. Zu den Kriterien müsse jede Stufe ihren Teil beitragen.

Die Kontrolle sei dreistufig aufgebaut, nämlich als Eigenkontrolle in den Betrieben, auf der nächsten Ebene durch zertifizierte Kontrollunternehmen und schließlich in Form einer Gegenkontrolle durch den Staat, erläuterte Sonnleitner. Der DBV lege Wert darauf, die Kosten des Qualitätssicherungssystems möglichst gering zu halten.

Das Prüfzeichen stelle eine Grundsicherung dar, auf die zum Beispiel regionale Programme draufgesattelt werden könnten.

Mit dem QS-System leiste die Wirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit von Lebensmitteln - im Interesse eines umfassenden Verbraucherschutzes, betonte der Deutsche Bauernverband in einer Presseverlautbarung.
 
Vor dem Hintergrund der breiten gesellschaftlichen Bedeutung des Themas biete die beteiligte Wirtschaft Bund und Ländern an, das neue Qualitätssicherungssystem kooperativ umzusetzen. Wunsch der Vertreter der Wirtschaft sei es, die Einhaltung und Ausgestaltung des eigenständigen, neutralen Kontrollsystems einer staatlichen Kontrolle zu unterwerfen.

Die verantwortliche Arbeitsgruppe zur Erarbeitung des Gesellschaftsvertrages bestand laut DBV aus Paul Daum, Prof. Erich Greipel und Karl-Josef Baum als Vertreter des Handels, Dr. Karl-Heinz Kiesel für die Fleischverarbeitung, Dr. Klaus-Dieter Baehrfeld für den Bereich Schlachtung, Vizepräsident Wilhelm Niemeyer und Generalsekretär Dr. Helmut Born vom Deutschen Bauernverband für die Landwirtschaft, Generalsekretär Dr. Rolf Meyer vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) für die Futtermittelwirtschaft sowie Jörn Johann Dwehus für die CMA.

"Die Arbeitsgruppe ist sich einig", so die DBV-Presseinformation, "dass dieser Schritt einmalig in der Geschichte der gemeinschaftlichen stufenübergreifenden Qualitätssicherung für Lebensmittel in Deutschland ist. Sie ist überzeugt, dass dadurch die Verbraucher wieder auf breiter Basis Vertrauen in Lebensmitteln gewinnen."

Aus LZ-Net vom 17. Oktober 2001

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