Schneegänse liefern Dünger im Winterquartier

Zugvögel können den Nährstoffhaushalt in ihren Winterquartieren gewaltig verändern. Wenn sie wie die Schneegänse zu Tau- senden auf engstem, Raum leben, reichern sie selbst in einer Agrarregion ihren Lebensraum mitunter mehr mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen an als die Landwirtschaft. Das zeigt eine Untersuchung von Wissenschaftlern der University of Wisconsin in Madison ("Limnology and Oceanography", Bd. 441 S. 828). Die Forscher untersuchten verschiedene Weiher in einem ausgedehnten Feuchtgebiet am Rande des Rio Grande im amerikanischen Bundesstaat Neumexiko. Mehr als vierzig Prozent des Nitrats und drei Viertel des Phosphats darin stammen von den Wintergästen - hauptsächlich Schneegänsen und Kranichen. Insbesondere im November, wenn die bis zu 55 000 Gänse ankommen, steigt der Nährstoffgehalt abrupt an. Zwar kommt es schon nach wenigen Wochen zu Algenblüten, das Ökosystem leidet aber offenbar nicht an Überdüngung. Vielmehr werden die Nährstoffe vollständig verwertet. Die - teilweise gewerblich genutzten - Fische jedenfalls vermehren sich in dieser Zeit beträchtlich.

Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Januar 00

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