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Deutschlandfunk: Umwelt und Landwirtschaft
Manuskript vom: 18.10.2002 • 16:35

Milchvergleich

Ist Ökomilch besser als konventionelle Milch - neue 7-Jahres-Studie der Bundesanstalt für Milchforschung

Grundsätzlich war das Ergebnis der Studie der Bundesanstalt für Milchforschung überraschend. Die ökologisch erzeugte Milch unterschied sich kaum von der konventionell erzeugten Milch. Beide Milcharten enthielten Rückstände von Schadstoffen, Arzneimitteln oder Krankheitserreger. Dr. Hermann Kruse, Toxikologe an der Universität Kiel wundert es nicht, dass auch in der Biomilch Schadstoffe enthalten sind.


Diese Abtrennung der ökologisch arbeitenden Bauern von den konventionell anbauenden Bauern ist nicht möglich, weil sie eine gleiche Verbindung über die Außenluft haben. Es kann ein Schadstoff auf das Gras niedergehen, die Kühe fressen das Gras, sammeln in sich diesen Schadstoff an, reichern es im Fleisch an, und es wird dann über die Milchprodukte in die Butter hineingehen.


Dass Futtermittel nur ökologisch erzeugt werden, ist noch keine Garantie dafür, dass sich im Futter auch keine Rückstände von Autoabgasen oder anderen Chemikalien finden, die aus der Industrie kommen. Außerdem gibt es in der Umwelt nach wie vor sogenannte Altlasten, mit denen auch die Ökobetriebe zu kämpfen haben, erläutert der Versuchsleiter Dr. Klaus Pabst von der Bundesanstalt für Milchforschung.


Das sind persistente Stoffe. Und diese Stoffe, die findet man in beiden Milchen auch, weil die Betriebe nicht in der Regel vor Jahrzehnten umgestellt haben, sondern in früherer Zeit und aus dieser früheren Wirtschaftszeit im Boden vorhanden sind. Und dieses wird uns noch weiter verfolgen, und deshalb gibt es noch keine Differenzierung zwischen den Betrieben und den Milchen.


Das erklärt auch die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Ökomilch. Das Auftauchen von Pflanzenschutzmittelrückständen in der konventionellen Milch ist dagegen nicht zu entschuldigen. Solche Rückstände müssen nach Auffassung der Forscher heute nicht mehr sein, weil bei einer Anwendung Wartezeiten eingehalten werden müssen. Dabei kommt es auf die Qualität des Betriebsleiters an. Die ist aber ebenso gefragt, wenn in der ökologischen Milchwirtschaft Tierarzneimittel zur Behandlung eingesetzt, und dann, wie die Studie zeigt, Rückstände gefunden werden. Klaus Pabst.


Dann ist das einfach ein Hinweis darauf, dass ein Arbeitsfehler vorliegt. Und der kann unabhängig von der Wirtschaftsform vorkommen. Denn bei den Tierarzneimitteln gilt das gleiche wie bei den Pflanzenschutzmitteln, dass man eine Wartezeit einzuhalten hat, bevor die Milch dann als Lebensmittel wieder abgeliefert werden darf.


Ein Problem sind jedoch krebserregende Aflatoxine. Diese Pilzgifte wurden in den Proben konventioneller Milch deutlich mehr gefunden, als in der Biomilch. An diesem Punkt führt die Verwendung von Futtermitteln aus eigenem Anbau bei den Biobetrieben zu einer besseren Kontrolle der Qualität. Allerdings gilt auch für die konventionelle Milch, dass Aflatoxin dazu führt, dass diese vernichtet wird. Nicht ganz vermeiden lassen sich Krankheitserreger, die in der Milch enthalten sein können. Denn auch in einem Ökobetrieb ist die Luft niemals keimfrei. Auf den Melkmaschinen oder der Hand des Landwirts können sich – so Klaus Pabst - immer noch Keime befinden.


Es eine Regel, die die Milch sicher macht. Das ist das Erwärmen. Normalerweise kauft man Milch , die von der Molkerei bearbeitet worden ist, und das ist die pasteurisierte Milch.


Doch das gilt nur für Krankheitserreger, die sich durch Erhitzen abtöten lassen. Der Biologe Roland Heynkes aus Aachen kritisiert, dass die Untersuchung von BSE-Erregern in der Milch mit dafür geeigneten Verfahren noch immer aussteht. Diese Erreger könnten, so das Ergebnis seiner eigenen Untersuchung, in konventionell erzeugter Milch eher enthalten sein, als in Biomilch. Weil man in der Bioproduktion bei Demeter ganz, bei Bioland schon 1993 auf Milchaustauscher zur Kälberaufzucht verzichtet habe, der aus tierischen Fetten gewonnen wurde. In der konventionellen Produktion jedoch erst seit Dezember 2000. Dieser Zusammenhang fehle – so Roland Heynkes – auch in der aktuellen Studie der Bundesanstalt für Milchforschung.

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