DeutschlandRadio-Online
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-umla/1266.html
Deutschlandfunk: Umwelt und Landwirtschaft
Manuskript vom: 27.12.2002 • 16:35

Mit dem Internet den Absatz steigern
Cyber-Landfrauen etablieren sich


Als Internet-Expertinnen werden seit April 44 Landfrauen ausgebildet, viele von ihnen Bäuerinnen. Das auf insgesamt drei Jahre angelegte Ausbildungsprojekts des Deutschen Landfrauenverbands soll den Frauen eine berufliche Perspektive eröffnen als Webdesignerinnen, die Homepages erstellen für eine spezielle Klientel auf dem Land: Direktvermarkter und Dienstleister vom Land, zum Beispiel Betreiber von Hofläden oder Hofcafés, Gästeführerinnen. Aber auch als Fachreferentinnen zum Thema Internet und Kommunikationstechnologiewerden sie tätig sein. Die Untersuchungen zum Nutzungsgrad des Internets in Deutschland belegen, dass auf dem Land noch manche Möglichkeit nicht ausgeschöpft ist.

Das ist jetzt meine Internetseite. Man hat da schon einige Möglichkeiten, ohne dass man groß programmiertechnische Kenntnisse hat, kann man da doch schon einiges machen. Wenn dann die eigene Homepage online ist, dann ist man schon ganz schön stolz, aber auch geschafft, weil man da so konzentriert und wirklich stundenlang erst mal probiert hat, bis man sich das alles sich selbst erarbeitet hat. Aber im Endeffekt ist man schon stolz.

Mit dem Internet und allem was dazu gehört, lebt Ute Neu inzwischen auf vertrautem Fuß. Zusammen mit 43 anderen Frauen absolviert sie eine Ausbildung zur IT-Landfrau. Dieses Kürzel steht für Kompetenzen und Fertigkeiten in den neuen Informationstechnologien, vor allem rund um das Internet. Allen, die neugierig geworden sind auf Internet und E-Mail, wollen die IT-Landfrauen zeigen, was man damit erreichen kann und wie es funktioniert. Ein Schwerpunkt der einjährigen Ausbildung ist deshalb auch, wie sie ihr Wissen anschaulich weitergeben können. Das Interesse gerade anderer Frauen auf dem Land ist groß, erfährt zum Beispiel Ruth Roettgens, wenn sie von ihrem IT-Kurs erzählt.


Wir beobachten, dass ganz viele ältere Landfrauen sagen: Ja, das interessiert mich eigentlich, da würde ich ja auch gerne mal reinschauen, dass aber auch eine große Hemmschwelle da ist. Dadurch, dass wir ja aus den eigenen Reihen ausgebildet sind, da ein bisschen Nachhilfe zu geben, ist die Hemmschwelle viel, viel niedriger, den ersten Schritt zu tun, und da sehe ich große Chancen drin.

Die Zahl der Internet-Nutzer in Deutschland hat sich in den letzten beiden Jahren fast verdoppelt. Als Informationsmedium ist das Datennetz in vielen Bereichen unverzichtbar geworden und viele Menschen erledigen ganz selbstverständlich Buchungen, Einkäufe oder auch Bankgeschäft online. Doch auf dem Land leben deutlich weniger Internetnutzer als in den Städten. Es besteht die Gefahr, dass sich ländliche Regionen abkoppeln von der Entwicklung zur schnellen Kommunikation im Netz. Monika Michael leitet beim Deutschen Landfrauenverband in Berlin die IT-Ausbildung der Landfrauen. Sie will die Verbreitung des Internets auf dem Land voran treiben:

Man spricht ja auch von der digitalen Spaltung zwischen Stadt und Land, also die muss man auf jeden Fall verhindern. Man kann vieles von zu Hause aus machen und man kann vieles auch machen, was bisher gar nicht so möglich gewesen wäre. Es sind wirklich neue Chancen und wir wollen die nutzen.

Mit dem "Landportal" entwickelt der Deutsche Landfrauenverband gerade einen Internetauftritt für Direktvermarkter. Verbraucher finden dort wie auf einem Marktplatz gebündelt viele interessante Angebote vom Land und können per Mausklick Einkäufe machen. Noch ist das Portal im Aufbau begriffen. Komplett ins Netz gestellt hat der Verband zum Beispiel sein Angebot an von Landfrauen verfassten Kochbüchern. Gezielte Anfragen zeigen den Autorinnen bereits, dass Käufer nun auch über das Internet den Weg zu ihnen finden.

Interessierte Anbieter können sich für das Landportal noch bis zum Jahresende kostenlos anmelden und dort ihre Adresse und Kontaktdaten veröffentlichen. Wer bereits eine eigene Homepage hat, kann sie mit dem Landportal verlinken lassen, das heißt, Besucher des Portals können sich dann direkt auf diese Seiten weiter klicken. Einige IT-Landfrauen sind schon jetzt als selbständige Unternehmerinnen in Sachen Internetdesign tätig. Das Umfeld ihrer Kunden kennen sie bestens, denn viele von ihnen vermarkten eigene Produkte. Gabriela Buchholz, IT-Landfrau aus Mecklenburg-Vorpommern:

Ich habe jetzt bereits zweimal die Erfahrung gemacht, dass man das positiv aufgenommen hat, weil ich auch auf Unternehmerinnen im Direktvermarkterbereich gestoßen bin, die auch gesagt haben, das ist mir sympathisch, dass sie auch eine Frau sind, und mir wurde als Feedback gegeben: Es ist schön mit jemandem zu arbeiten, der keine große Agentur ist, diese Individualität und dieses Kleine gefiel ihnen besser.

Kürzlich vertrat Gabriela Buchholz die IT-Landfrauen zum ersten Mal auf einer Messe und war sehr zufrieden mit dem Interesse an dem Angebot. Und auch der Besucherzähler ihrer eigenen Homepage konnte nach der Veranstaltung deutlich mehr Besucher verbuchen.

Zusatzinformationen Informationen über die IT-Ausbildung und über das im Beitrag angesprochene "Landportal": Deutscher LandFrauenverband, Reinhardstr.18, 10117 Berlin, Tel 030/31 80 20 29 oder unter www.LandPortal.de

© DeutschlandRadio

[Übersicht] [Startseite]