Epidemien und Seuchen im Lebensmittelsektor

Tagung an der Universität Münster

Zwei Tage lang (25. u. 26. 11.) nehmen Umweltforscher, Mediziner und Mikrobiologen am 12. Interdisziplinären Umweltsymposium des Zentrums für Umweltforschung der Universität Münster teil. Epidemien und Seuchen sind aus dem Mittelalter hinlänglich bekannt. Jahrhunderte lang wüteten Pest und Cholera in den europäischen Metropolen. London, Paris und Hamburg. Immer wieder kam es zu neuen Ausbrüchen. Die Mediziner standen den Phänomen meistens hilflos gegenüber. Auch die Ursachen waren lange unbekannt, bis man den Zusammenhang von Hygiene, sozialen Bedingungen und unzulänglicher Trennung von Abwasserkanälen und Trinkwasserzufuhr erkannte.

Epidemien und Seuchen gehören keineswegs der Vergangenheit an. Zwar sind heute die Bedingungen andere als im Mittelalter, doch auch das Leben von Menschen hat sich verändert. Von daher ist die Entstehung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten nicht mehr nur Sache der Mediziner, sondern auch der Umweltforschung, betont Professor Manfred Lange, Direktor des Zentrums für Umweltforschung der Universität Münster:

Die Veränderungen von Ökosystemen durch menschliches Handeln kann dazu führen, dass etwa Biotope so umgestaltet werden, dass Epidemien sich auch dort ausbreiten und entwickeln können.

Klimaforscher versuchen deshalb mit ihren Modellen die Frage zu beantworten, ob sich bei veränderten klimatischen Bedingungen, die nicht nur natürliche Ursachen haben, sondern auch vom Menschen beeinflusst sind, die Malaria ausbreiten kann. In der Tat können höhere Temperaturen und stärkere Niederschläge die Ausbreitung von Mücken fördern, so dass es eines Tages auch in Großbritannien Malaria geben könnte. Dengue, eine fiebrige Erkrankung, wird bereits heute mit dem El-Nino-Phänomen in Verbindung gebracht. Besonders auffällig ist im Zusammenhang mit veränderten klimatischen Bedingungen die Verbreitung des West-Nil-Virus, so genannt, weil er erstmals 1937 im Bereich des westlichen Nils nachgewiesen wurde. Noch bis in die 90er Jahre trat die Krankheit nur in Afrika und Südostasien auf. Auch die Wirkung war nicht gravierend. Das West-Nil-Virus verursachte, so Professor Georg Peters, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Münster, allenfalls eine grippeähnliche Erkrankung. Todesfälle kamen selten vor.

Jetzt ist seit einigen Jahren das West-Nil-Virus auf den nordamerikanischen Kontinent übergegangen und bereitet sich dort rasant aus, weil er offensichtlich ein neues Erregerreservoir gefunden hat in irgendwelchen heimischen Vögeln und dort von Moskitos übertragen wird und gleichzeitig offensichtlich auch seine krankmachenden Fähigkeiten verbessert hat, was zur Folge hat, dass es sich in den USA massiv ausbreitet, und dass es dort schwerere Erkrankungen macht, mit Todesfällen.

Das West-Nil-Virus zeigt zudem, wie eng die Verbindung Mensch-Tier bei der Entstehung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten ist. Immer enger ist die Verbindung von Mensch und Tier im Bereich der sogenannten Zoonosen geworden. Dazu gehören Erkrankungen durch Erreger, die im Tier entstehen, wie Salmonellen oder Campylobakter. Übertragungsfaktoren sind hier die Lebensmittel. Heinrich David, vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium.

Bedauerlich ist, dass im Schweinebereich die Schweinesalmonellenverordnung noch immer nicht erlassen worden ist, obwohl sie schon seit zwei Jahren im Bundesverbraucherschutzministerium liegt. Man hätte meines Erachtens schon darüber schon einen wichtigen Beitrag zur Salmonellenminimierung leisten können.

Wichtig ist bei solchen Erkrankungen das Zusammenwirken von Erzeugern, Medizinern und Mikrobiologen. Bei der Erforschung von BSE und der möglichen Auslösung der Creutzfeld-Jakob-Krankheit beim Menschen wird dies mit hohem finanziellen Aufwand geleistet. Doch Creutzfeld-Jakob ist nicht die einzige Form einer Erkrankung, deren Ursprung im Verzehr von Rindfleisch liegen könnte. Auch die Darmerkrankung Morbus Crohn bringen Wissenschaftler, wie Dr. Juliane Bräunig vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin damit in Verbindung:

Was man weiß ist, dass beim Rind die Johnsche Krankheit vorkommt, das ist die Krankheit des Rindes, die ist unheilbar, führt zu Durchfällen und zum Verenden der Tiere. Und es gibt seit einiger Weile Vermutungen, dass man diesen Erreger auch mit der Kronschen Erkrankung des Menschen in Verbindung bringt. Weil die Symptome ähnlich sind, weil auch die pathologischen Erscheinungen ähnlich sind, und weil man auch bei einigen Patienten das Bakterium feststellen konnte, ob es der Erreger ist wissen wir aber nicht. Wir sind jetzt im Augenblick im Status der Gefahrenidentifizierung. Ganz sicher aber muss man, wenn man über Paratuberkulose redet, mit den Rinderbeständen anfangen.

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