Deutschlandfunk
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22.10.2003

Zuckerrübenernte im Rheinland

Eine überwiegend magere Ausbeute
von Ursula Mense

Auch wenn es in den vergangenen Tagen zum Teil heftig geregnet hat, in der Landwirtschaft sind immer noch die Trockenheit und die Folgen der Sommerhitze das Thema Nummer eins. Das ist auch bei den Rübenbauern nicht anders, die derzeit ihre Ernte einfahren - eine überwiegend magere Ausbeute. Der Nahrungsmittelkonzern und gleichzeitig Europas größter Zuckerproduzent Südzucker hatte vor einer Woche bei seiner Halbjahresbilanz deutliche Worte gefunden: die lang anhaltende Dürre beeinträchtigt insbesondere in Deutschland die Ernteerwartungen 2003 erheblich. Die Sommerhitze habe den Rübenbauern die Ernte verdorben.

Hier kommt jetzt der Landwirt mit seinem Rübenroder auf uns zu. Der Rübenroder schlägt zunächst die Blätter von den Rüben, putzt die Köpfe noch einmal nach, hebt die Rüben aus der Erde und befördert sie über verschiedene Reinigungseinrichtungen in einen Sammelbunker, und wir hören das Klappern der Rüben. Die Rüben werden in diesen Sammelbunker transportiert. Nach einer Runde ist der Bunker voll, dann hält der Landwirt am Feldende an und gibt die Rüben auf einen großen Haufen.

Zuckerrübenernte im Rheinland. Nordrhein-Westfalen gilt mit seinen fruchtbaren Lösbodenstandorten im Rheinland und in der Soester Börde als besonders ertragsreich. Sogar in diesem Jahr. Aber das liegt nur daran, dass andere Regionen noch stärker unter der anhaltenden Trockenheit gelitten haben. Wo der Regen auf sich warten ließ, sieht es in diesem Jahr überall mau aus mit der Ernte. Und das war auch im südlichen Rheinland der Fall. Karl-Otto Dittges ist Rübenbauer in der Gegend um Euskirchen:

Ich werde mal eine der Rüben hier herausziehen. Wir sehen, dass der Rübenkörper sehr kleingeblieben ist und dass hier oben am Kopf viele vertrocknete, mumifizierte Blätter herunterhängen. Die Blätter, die im Frühsommer getrieben sind und dann bei der großen Hitze und der lang anhaltenden Trockenheit alle vertrocknet waren, liegen jetzt als Rest am Boden. Die Rübe hier ist halb so groß, wie sie normal sein sollte, wird aber natürlich geerntet und in die Fabrik gefahren.Jetzt haben wir eine, die ist ein bisschen größer. Wir schneiden die Rübe durch und können mal probieren. Ich darf Ihnen ein kleines Stück geben. Lecker, aber nicht zuckersüß.

Der späte Frost im April und die Hitze im Sommer – das war zuviel für die Rüben. Vor allem in einer Region, die - dem Mittelgebirge Eifel vorgelagert - ohnehin als Regenschattengebiet gilt. Hier regnet es schon in einem normalen Sommer weniger als in anderen Gegenden. In diesem Jahr aber verhinderte die Wassernot ein vernünftiges Wachstum der Knollen. Dr. Peter Kasten vom Rheinischen Rübenbauern-Verband:

Das Ertragsniveau wird schätzungsweise bei durchschnittlich 50 Tonnen je Hektar liegen. Das dürfte circa 15 bis 20 Prozent unter den übrigen Regionen des Rheinlands liegen. Etwas erhöht ist dagegen der Zuckergehalt, weil wir gewisse Eintrocknungseffekte haben. Insgesamt aber ist die Ernte deutlich schlechter und auch in Einzelfällen bis zu 40 Prozent unter dem langjährigen einzelbetrieblichen Mittel.

Insgesamt rechnet der Verband in Nordrhein-Westfalen mit Erträgen um 60 Tonnen pro Hektar. Das ist - gemessen an anderen Regionen in diesem Jahr immer noch überdurchschnittlich. Das Land verdankt dieses Ergebnis in erster Linie Gegenden wie der um Jülich, die nicht so stark unter der Trockenheit leiden mussten und Westfalen. Dort werden sogar durchschnittlich 65 Tonnen pro Hektar erwartet. Hingegen müssen sich beispielsweise die fränkischen Rübenbauern in diesem Jahr mit durchschnittlich 46 Tonnen pro Hektar zufrieden geben. In normalen Jahren erreichen sie durchaus um die 70 Tonnen. Aber – so Christian Beil vom Ring Fränkischer Zuckerrübenbauer – dafür waren die Rüben "noch nie so süß wie heuer". Den Rosineneffekt nennt er das. Denn wenn der Wasseranteil in der Rübe sinkt, müssen zwangsläufig ihre anderen Bestandteile wie Mineralsalze oder eben Zucker steigen. Das dürfte auch die Zuckerfabriken freuen. Sie bekommen die frischen Rüben, sobald die sogenannte Lademaus – ein eher kühn verniedlichender Name für diese etliche Meter hohe Maschine – die Knollenberge auf den Feldern abgetragen und in die bereitstehenden LKW hat plumpsen lassen.


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