Produzieren unsere Bauern zuviel?

Der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln gibt Antwort auf diese Frage. Er zeigt an, in welchem Umfang die heimische Landwirtschaft den gesamten Verbrauch im Lande zu decken vermag (= unter 100%) bzw. um welchen Prozentsatz die Produktion den inländischen Bedarf übersteigt (= über 100%), wenn es keinen Agrarexport gäbe.

Die deutsche Landwirtschaft deckt den Bedarf an Nahrungsmitteln im Schnitt heute zu etwa 81% (bei Einbeziehung der Erzeugung aus Importfuttermitteln zu 90%).

Mit anderen Worten: Die deutsche Landwirtschaft produziert weniger Nahrungsmittel als die deutsche Bevölkerung verbraucht. Der technische Fortschritt ermöglicht es zudem, Flächen aus der Produktion zu nehmen. Noch nie gab es so viel Wald und so viele Naturschutzgebiete in diesem Jahrhundert wie heute. Die Meinung einiger "Weltmarktstrategen", wir sollten weniger produzieren, ist aber problematisch. Vielmehr sollte eine ausreichende Selbstversorgung bei Nahrungsmitteln im Interesse einer gesicherten Versorgung der Bevölkerung in Deutschland, auch in Krisenzeiten, nicht eingeschränkt werden. Sie verhindert ein Preisdiktat ausländischer Anbieter.

Der Selbstversorgungsgrad der europäischen Zwölfer-Gemeinschaft (1994) liegt für die meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisse erheblich über 100%. Spitzenwerte erreichen Irland mit 956% bei Rind- und Kalbfleisch und 676% bei Butter, Dänemark mit 468% bei Schweinefleisch, die Niederlande mit 396% bei Butter, Italien mit 136% bei Wein. Deutschland liegt mit Getreide, Zucker, Magermilchpulver, Rindfleisch und Kondensmilch und Rapsöl bei über 100%. Bei fast allen anderen Produkten oft erheblich darunter.

Eine Quotenregelung bei Milch hat das Angebot der Nachfrage angepasst. Die Butterberge früherer Zeiten gehören der Vergangenheit an: Bei der Quotenregelung für Zucker wird die Verwertung der Überschüsse von den Bauern selbst finanziert.

 

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