Subventionen für die Bauern?

Das fragen sich viele, wenn sie hören, dass Bauern vom Staat Geld erhalten. Warum und wofür bekommen sie staatliche Unterstützung? Die Bauern produzieren doch Milch, Fleisch oder Eier und verkaufen ihre Produkte. Können sie davon nicht leben?

Nun, ohne die Subventionen müssten sie anders wirtschaften, beispielsweise in deutlich größeren Betrieben und auf viel ausgedehnteren Feldern. Staat und Gesellschaft präferieren aber eine kleinstrukturierte Kulturlandschaft mit Feldgehölzen, Hecken und anderen landschaftstypischen Elementen ­ nicht das Farming mit Flächen, die von Horizont zu Horizont reichen, wie in Übersee. Dennoch müssen aufgrund der im Agrarsektor schon seit Jahrzehnten andauernden Globalisierung jedes Jahr viele Landwirte das Handtuch werfen. Das Gros der "Subventionen" soll diesen Strukturwandel sozialverträglich abfedern.

Subventionen kommen nicht nur der Landwirtschaft zugute. Aus der "Gemeinschaftsaufgabe Agrarstrukturverbesserung und Küstenschutz" wird im ländlichen Raum vieles zum Nutzen aller Menschen gefördert ­ wie zum Beispiel die Abwasserbeseitigung, die Trinkwasserversorgung, der Wirtschaftswegebau, die Dorferneuerung und der Schutz vor Hochwasser.

Übrigens: Nicht allein die Landwirtschaft hat es schwer bei uns; Probleme gibt es anderswo auch. Bezieht man die Bundesmittel für diese Bereiche auf die dort Beschäftigten, schneidet die Landwirtschaft relativ bescheiden ab. Im Bergbau beispielsweise entfielen 1992 auf jeden Erwerbstätigen 30.778 DM Subventionen, im Schiffbau 17.343 DM, in der Luft- und Raumfahrttechnik 12.205 DM. In der Landwirtschaft waren es aber nur 8.765 DM. Auch in absoluten Zahlen rangiert die Landwirtschaft als Empfänger finanzieller Hilfen keineswegs vorne an. Nach dem Subventionsbericht der Bundesregierung betrug das Gesamtvolumen 1997 an Subventionen 40,2 Mrd. DM. 4,5 Mrd. DM oder 11,2% flossen in den Agrarsektor. Seit Jahren sind die Hilfen für die Landwirtschaft rückläufig.

Ob USA, EU, Japan oder Deutschland ­ ihre Landwirtschaft schützen alle Länder. In Japan und auch in Norwegen erreichen die Subventionen laut OECD einen Wert von 71% der Agrarproduktion. In der EU liegt dieser Wert bei 43%, in den USA bei 16%, in Kanada bei 22% und in der Schweiz bei 78%. Überall verhindern Handelsbarrieren, dass die ausländische Konkurrenz das jeweils angestrebte Preisniveau zeitweise drückt. Berücksichtigt man, dass die Betriebe in Übersee viel größer sind, bekommen die Farmer in den USA etwa 11/2 mal soviel Unterstützung wie ihre europäischen Kollegen.

Viele Länder auf allen Kontinenten exportieren ihre Überschüsse über Ausfuhrhilfen. Damit drücken sie die Weltmarktpreise. Die hier gehandelten Mengen sind aber im Vergleich zur Gesamterzeugung und zum Gesamtverbrauch sehr gering (meist nur wenige Prozentpunkte). Politische und wirtschaftliche Krisen, aber auch Börsenspekulationen oder Risikofaktoren wie Klima, Wetter oder Schädlingsbefall können dagegen über Nacht zu drastischen Preissteigerungen auf dem Weltmarkt führen. Eine gesicherte Versorgung mit stabilem Preisniveau ist für jedes Land erstrebenswert. Übrigens: Unsere Bauern produzieren gegenwärtig ihr Getreide zu Weltmarktpreisen!

Grafik - Subventionen

 

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